Aufgelesen und kommentiert 2017-08-21

/ Lkw-Berufsfahrer: Ein Leben auf der Straße
/ Industriechef gegen Verbot von Verbrennungsmotoren und E-Auto-Quote
/ Air-Berlin-Mitarbeiter müssen sich als Berufsanfänger neu bewerben
/ Abgasbetrug: Ingenieur belastet Vw- und Audi-Vorstand schwer
/ Propaganda-Artikel des Tages: Von DIE ZEIT
/ Katrin Göring-Eckardt: „Entweder Schwarz-Grün oder Schwarz-Gelb“
/ ARTE-Doku: Sandabbau – Die neue Umweltzerstörung
/ Gesichtserkennung am Südkreuz: Bundespolizei hat falsch informiert – Wir fordern Abbruch des Tests
/ Entzogene G20-Akkreditierungen: Verwechslungen und Jugendsünden
/ Die sächsische Justiz hat jahrelang Bürger abhören lassen
/ Flüchtlinge: Europas tödlicher Deal mit der libyschen Küstenwache
/ Routiniertes Trauergeheuchel nach Terroranschlag

Lkw-Berufsfahrer: Ein Leben auf der Straße
Die FAZ berichtet: „Links die Tür, rechts der Beifahrersitz, in seinem Rücken zwei schmale Pritschen. Maiks mobiles Zuhause ist kleiner als ein Hundezwinger, das hat er schwarz auf weiß: „Jeder Hund, der größer ist als fünfzig Zentimeter, hat Anspruch auf acht Quadratmeter“, sagt der Fernfahrer. So stehe das in der Tierschutz-Hundeverordnung. Maik, 1,90 Meter groß, kann keine zwei Schritte machen, ohne sich zu stoßen. Zumindest dann, wenn er in seinem Lkw unterwegs ist. Und Maik ist fast immer unterwegs – bereits ein Viertel Jahrhundert hinterm Steuer.

„Ich bin gern Zu Hause, da ist Fernfahren Gift“, sagt Maik. Er klingt ein bisschen wehmütig, wenn er über seine Beziehung spricht. Die ist zerbrochen, er war ja kaum daheim. Seine Kumpel sieht er nur am Wochenende. „Und klar“, sagt Maik, „irgendwann kommst du an den Punkt, wo du dein eigenes Badezimmer vermisst.“ Viele Entbehrungen, wenig Lohn – so fasst er seinen Alltag zusammen. Mit weniger als 30 000 Euro Durchschnittsgehalt in der Branche ist das nicht an den Haaren herbeigezogen.“

 

Industriechef gegen Verbot von Verbrennungsmotoren und E-Auto-Quote
Die Wirtschaftsvertreter sprechen sich gegen eine Quote für Elektroautos und ein Verbot von Verbrennungsmotoren aus. „Das seien planwirtschaftliche Instrumente, von denen man nichts halte“, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf.

In weiteren Meldungen: Vertreter der Postkutschenhersteller halten nichts von Automobilen ++++ Unterhaltungsindustrie spricht sich gegen MP3s und XviD aus ++++ Autoknacker sprechen sich gegen Einbau von Wegfahrsperren aus ++++ Kapitalisten gegen Verbot von Ausbeutung der Lohnabhängigen ++++ Frösche gegen Trockenlegungspläne des Sumpfes ++++

 

Air-Berlin-Mitarbeiter müssen sich als Berufsanfänger neu bewerben
Aber zum Glück ist das Millionengehalt des Air-Berlin-Chefs abgesichert, welches ihm die Gewerkschafter im Aufsichtsrat zugeschanzt haben. Es muss in Deutschland ja schliesslich sozialgerecht zugehen

Dazu passt auch:

Abgasbetrug: Ingenieur belastet Vw- und Audi-Vorstand schwer
Die ARD berichtet: „Bereits am 9. Oktober 2006 soll ein führender Motorenentwickler bei Audi mehrere Führungskräfte über das Grundproblem bei AdBlue informiert haben – darunter auch den späteren VW-Chef Winterkorn. Aufgrund des Vortrags sei diesem bereits damals klar gewesen, dass die geplanten AdBlue-Tanks für eine gründliche Abgasreinigung zu klein waren. Die Tanks hätten in Europa generell nicht und in den USA nicht in allen Fällen ausgereicht. So steht es in dem Papier gleich auf Seite zwei. Audi-Techniker installierten daher eine verbotene Software, mit der die Abgasreinigung im Straßenverkehr weitgehend ausgeschaltet wurde. Das sparte AdBlue, kleinere Tanks reichten.“

Nein – Doch – Oohh

Und natürlich wird in einer ordentlichen Firma alles auf Powerpoint gebracht und den höheren Herren zur finalen Entscheidung vorgestellt. Das ist in jedem grösseren Betrieb die Regel. Jeder, der sich mit „ich wusste von nichts“ herauszureden versucht – so wie die Autokonzernchefs – lügt mit Vorsatz. Punkt.

Und falls jemand nach Konsequenzen fragt: Ja die gibt es. Aber nur für die kleinen Angestellten, die entweder schon rausgeschmissen wurden (Leih- und Werkverträge), vor ihrer Entlassung stehen (wegen „Umstrukturierungen“, „Sparpläne“, „Gewinneinbruch“ usw.), oder mit Gehaltskürzungen rechnen müssen. Die Herren Topmanager verabschieden sich – wenn überhaupt, lachend mit ihrer Millionenabfindung. Und auch die Aktionäre dürften keine Einbußen erwarten. So nach dem Motto: „Um weiterhin das Vertrauen der Investoren zu gewinnen, werden die Dividenden trotz schlechterer Zahlen in gleicher Höhe ausgeschüttet.“ Und die Gewerkschaften und Betriebsräte werden dabei mithelfen, damit die „Sparpläne“ zugunsten einer höheren Rendite auch durchgesetzt werden.

Schon ein geiles System, dieser Kapitalismus. Viel zu schön, um ihn überwinden zu wollen

 

Propaganda-Artikel des Tages: Von DIE ZEIT
Überschrift: Sehr vielen Deutschen geht es heute deutlich besser – dem Aufschwung sei Dank
Im Bericht: 40 Prozent der Haushalte mit den geringsten Einkommen, also mehr als 30 Millionen Deutsche, besitzen heute eine geringere Kaufkraft haben als noch vor 20 Jahren.

 

Katrin Göring-Eckardt: „Entweder Schwarz-Grün oder Schwarz-Gelb“
Am Wochenende hatte schon Gabriel (SPD) verkündet, nochmal unter Merkel mitregieren zu wollen – und heute meldet der MDR (Zitat): „Bei der Bundestagswahl sehen die GRÜNEN in der FDP ihren Hauptkontrahenten. Thüringens Spitzenkandidatin sagte am Rande des Wahlkampfauftritts in Jena, eine der beiden Parteien werde der mögliche Koalitionspartner für die CDU sein. Sie erwarte eine „Richtungsentscheidung“.“

Äh, wie meinen? Es ist eine Richtungsentscheidung (!), ob Merkel weiterregiert, oder ob Merkel weiterregiert?

 

ARTE-Doku: Sandabbau – Die neue Umweltzerstörung
Kein Witz, denn Sand gibt es z.B. in der Wüste zwar mehr als genug. Nur der eignet sich nicht zum Bauen und Befestigen. Deshalb hat die Bauwirtschaft ihren Sand aus Kiesgruben und Flussbetten entnommen. Diese Vorräte sind aber weitestgehend aufgebraucht, so dass nun der Meeresboden ins Visier gerät. Eine ökologische Zeitbombe, wie ARTE zeigt. (via)

Kurzer Auszug: „Der Dokumentarfilm zeigt Schauplätze rund um den Globus: den illegalen Sandabbau in Marokko aufgrund der boomenden Tourismusindustrie, der unweigerlich zum Verschwinden ganzer Strände führt; die pharaonenhaften Bauprojekte in Dubai, wo die eigenen Sandressourcen aufgebraucht wurden und nun Sand aus Australien importiert wird; und das Auffüllen der Strände von Florida, von denen neun Zehntel wieder weggespült werden.“

Und unter uns: So etwas wäre früher ein Thema für die GRÜNEN gewesen. Aber wenn man alle Kraft dafür verwendet, dass man unter Merkel ein paar Pöstchen ergattert, dann muss der Umweltschutz schon mal hinten anstehen

 

Gesichtserkennung am Südkreuz: Bundespolizei hat falsch informiert – Wir fordern Abbruch des Tests
Der Netzaktivist „padeluun“ vom Datenschutzverein „Digitalcourage“ (bekannt durch die Vergabe des Big Brother Awards) hat sich für den Versuch zur Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz angemeldet. Den Transponder, den er bei sich tragen soll, hat er untersucht – und der kann viel mehr, als den Test-Personen angekündigt wurde.

Den Teilnehmern wurde nämlich kein passiv auslesbarer RFID-Chip, sondern in Wirklichkeit ein iBeacon untergeschoben – ein aktiv sendender (!) Bluetooth-Transponder, mit 20 Metern Reichweite, der Daten wie Temperatur, Neigung und Beschleunigung messen, speichern und weitergeben kann. Damit lässt sich herleiten, was Personen außerhalb des Bahnhofs gemacht haben. Zudem erfassen die Lesegeräte am Berliner Bahnhof neben den iBeacons auch andere Bluetooth-Geräte.

Darum fordert Digitalcourage, dass der Test sofort abgebrochen wird.

 

Entzogene G20-Akkreditierungen: Verwechslungen und Jugendsünden
Sogar dem Staatssender ARD fällt auf, wie gefährlich die ganzen Polizei- und BKA-Datenbanken inzwischen geworden sind. Und natürlich fällt es ihnen erst dann auf, wenn sie selber betroffen sind – beispielsweise durch Namensverwechselungen, weswegen sie als „Journalisten“ plötzlich die Zulassung verlieren. Oder wegen der Teilnahme an einer Anti-Neonazi-Blockade vor vielen Jahren, weswegen sie als „politisch motivierte Kriminelle“ abgespeichert wurden und daraufhin nicht einmal mehr vom Bundeswehr-Gelöbnis berichten dürfen.

Ach hätte doch bloss jemand vorab unsere hochbezahlten Qualitätsjournalisten gewarnt

– Maut als Überwachungsmaschine? Wird kaum noch debattiert.
– Staatstrojaner? Findet man keine Berichte mehr darüber.
– Vorratsdatenspeicherung? Hat man längst akzeptiert.
– Einführung des Begriffs „Gefährder“ zum Verhaften „zu unbequemer“ Personen?
– Eintrag in Datenbank schon bei Inanspruchnahme des Meinungsäusserungsrechts?
– Kein Löschrecht, geschweige überhaupt Infos oder Einsicht in (falsche) Datenbankeinträge?

Wo ist die kritische Medienberichterstattung dazu? Und das beständige kritisieren dieser Massnahmen, zum Beispiel bei jedem Merkel- und Schulz-Interview? Sie existiert nicht. Genau das, was Journalismus wäre, wird NICHT gemacht. Aber es braucht nur einen einzigen terroristischen Mord im Ausland und schon flippt unsere gesamte Qualitätsjournaille aus, verbreitet Angst und Panik – inklusive Forderungen nach NOCH MEHR Überwachung und Gängelung.

Soviel zur Glaubwürdigkeit unserer Qualitätspresse, die angeblich für die Kontrolle der Herrschenden zuständig sind, real aber genau das Gegenteil macht.

Dazu passt auch:

Die sächsische Justiz hat jahrelang Bürger abhören lassen
Ihr Vergehen: Sie haben sich gegen rechts engagiert.

 

Flüchtlinge: Europas tödlicher Deal mit der libyschen Küstenwache
„Die „Küstenwache“ des Sarradsch-Regimes in Tripolis besteht aus denselben islamistischen Elementen wie die Milizen und Schleuserbanden, welche die EU sonst immer zu bekämpfen vorgibt. Ihre Aufgabe ist es, die Flüchtlinge zurück nach Libyen zu bringen und dort festzuhalten. Damit soll sie für die EU die Drecksarbeit erledigen, die den sauberen Damen und Herren in Rom, Berlin und Brüssel aufgrund des Zurückweisungsverbots („non-refoulement“) offiziell verboten ist. Es besagt, dass Personen nicht in Staaten zurückgeschickt werden dürfen, in denen ihnen Folter oder andere schwere Menschenrechtsverletzungen drohen. Es ist sowohl in der Genfer Flüchtlingskonvention als auch der Europäischen Menschenrechtskonvention verankert. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten haben das Zurückweisungsverbot auf dem Papier unterzeichnet – aber in der Praxis treten sie es mit Füßen.

In den libyschen Lagern herrschen „KZ-ähnliche Verhältnisse“. Der Ausdruck stammt offiziell vom deutschen Auswärtigen Amt. Er steht so wörtlich in einem Bericht des deutschen Botschafters, den auch das Bundeskanzleramt und mehrere Minister erhalten haben. Laut der „Welt am Sonntag“, die den vollständigen Wortlaut kennt, ist darin von „allerschwersten, systematischen Menschenrechtsverletzungen in Libyen“ die Rede. Exekutionen nicht zahlungsfähiger Migranten, Folter, Vergewaltigungen, Erpressungen sowie Aussetzungen in der Wüste sind dort an der Tagesordnung. Augenzeugen sprachen von exakt fünf Erschießungen wöchentlich in einem Gefängnis – mit Ankündigung und jeweils freitags, um Raum für Neuankömmlinge zu schaffen, d.h. den menschlichen „Durchsatz“ und damit den Profit der Betreiber zu erhöhen. Auch Journalist Michael Obert schilderte detailliert die Bedingungen, denen die Menschen unterworfen sind: tagelange Dunkelhaft bei Durst und Hunger, das Fehlen der primitivsten Sanitäranlagen, Folter und Schläge, Vergewaltigungen und Mord. Wieder andere Augenzeugen berichten, dass die Warlords und bewaffneten Milizen die Migranten als Sklaven verkauften.

Die deutsche Regierung und die ganze EU sind über die grauenhaften Bedingungen bestens informiert. Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat ein solches Lager im Juni selbst besucht – es war dasselbe Lager, das auch Obert gesehen hatte. Das alles hält die Politiker nicht davon ab, sich der Folterknechte in Libyen zu bedienen, die diese Lager betreiben.“

 

Und zu guter Letzt:

Routiniertes Trauergeheuchel nach Terroranschlag

2 Gedanken zu „Aufgelesen und kommentiert 2017-08-21“

  1. “ Die Grünen“
    Niemand braucht sie mehr, denn
    – man kann auch mit anderen Parteien zuverlässig Krieg führen
    – man kann auch in anderen Parteien mittels Marsch durch die Institutionen Posten ergattern
    – man kann auch in anderen Parteien zum Wendehals werden
    – man kann auch in anderen Parteien regelmäßig Spenden der Industrie erwarten
    – man kann auch in anderen Parteien seinen eigenen Ursprung verraten
    – uswusf.

    Ich forder schon seit längerer Zeit einen Parteienzusammenschluss fdp/grüne. Zeit wird es …

  2. „Industriechef gegen Verbot von Verbrennungsmotoren und E-Auto-Quote“

    Und warum dann nicht so wie beim Tabak? Jahr für Jahr die Steuern für obsolete Motoren erhöhen und alles Andere kommt von allein.

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