Auch wenn mein letzter Beitrag schon wieder fünf Jahre her ist und ich es wohl auch vor meiner (Früh-)Rente nicht mehr schaffe, so umfangreich zu bloggen wie früher. Aber so viel Zeit muss sein, um mal eine absolute Hör- und Zuseh-Empfehlung abzugeben: „99 zu Eins“
Ich habe ja schon lange über die gesellschaftlichen Verwerfungen geschrieben, die der Kapitalismus und die Politik tagtäglich verursachen. Doch bis zuletzt hat mir der letzte Meter der Erklärung dafür gefehlt, WARUM das alles so passiert wie es passiert. Warum die Sozialdemokratie immer nur „nach rechts“ umkippt. Warum jede soziale Oppositionspartei, sobald sie an die Macht kommt, unsoziale Politik macht. Und warum weder irgendwelche Organisationen (Gewerkschaften, Friedensbewegungen, Umweltorganisationen usw.) noch die Qualitätspresse etwas daran verändern wollen.
Oft habe ich geglaubt, dass es die Kapitalmacht mitsamt ihren Beeinflussungsmöglichkeiten (Lobbyismus, Korruption, Propaganda) ist, die eben hierzulande herrscht. Und oft findet man ja auch immer diverse Kapitalfraktionen, die sich an den politischen Entscheidungen dumm und dusselig verdienen. Aber das beleidigte dennoch mein bisschen Intelligenz, denn andere Kapitalfraktionen leiden ja mitunter auch unter diversen politischen Entscheidungen.
Auch habe ich schon verstanden, dass der Kapitalismus einen inneren Zwang hat, stets wachsen zu müssen. Weil niemand investiert sein Geld dort, wo nicht anschliessend mehr Geld dabei herauskommt (welches man wieder reinvestieren kann bzw. sogar muss). Aber auch das war mir nur bis zu einer gewissen Linie erklärbar, denn „Keynesianismus“ (z.B. Heiner Flassbeck) und die „Modern Monetary Theory“ (u.a. Marice Höfgen) halten ja wiederum halbwegs schlüssig dagegen.
Erst die Videos von „99 zu Eins“ gaben mir letztlich die erhellende Einsicht, dass in dieser kapitalistischen Welt auch wirklich JEDER GEGEN JEDEN in Konkurrenz gestellt wird. Und zwar nicht nur wir als Einzelpersonen, die sich um ihre Einkommen und Arbeitsplätze in gegenseitige Konkurrenz stellen. Nein auch jeder Staat steht in Konkurrenz gegen andere kapitalistische Staaten – und zwar um Macht und Marktanteile. Und um auf dem Weltmarkt besser dazustehen (sprich: wettbewerbsfähiger zu werden), müssen die Regierenden dann eben ihre Bevölkerung benutzen und z.B. in den Billiglohnbereich schieben. Oder eben auch deren Sozialleistungen kürzen, damit dieses Geld stattdessen in eine grössere Wirtschaftsmacht investiert wird.
Die Regierungen, egal ob diese sich „links“, „grün“ oder „konservativ“ nennen, MÜSSEN ihre Bevölkerung dafür missbrauchen, um grössere Macht in dieser kapitalistischen Welt zu erreichen.
Ich bin noch ziemlich am Anfang bei all den vielen Videos, die Daniel, Nadim und Marek bereits produziert haben. Aber in einer guten (und sich dafür auch die nötige Zeit nehmenden) Sprache erklären sie genau die letzten Millimeter an Zusammenhängen, an denen ich mich stets in einer Sackgasse befand.
Schaut mal bei ihnen rein, so lange sie noch nicht verboten wurden